Interview OVB 1.2.2023

Ihr wart ja am Samstag dabei, und das nicht nur als Fotografen. Ist diese Annahme richtig? 
Die Demonstration am Samstag wurde von verschiedenen linken Gruppen und Einzelpersonen, unter anderem auch von uns organisiert, das ist richtig. 

Ihr habt miterlebt, dass die Demo am Samstag für viel Aufsehen gesorgt hat. Die Polizei sprach von Schlägen, von Tritten, von leicht verätzten Augen wegen Sprühschaums aus einem Feuerlöscher. Ging die Gewalt einseitig von einigen Demonstranten aus? 
Nein! Nachdem die Demonstration Rauchtöpfe und Farbeutel eingesetzt hat, versuchte die Polizei die Demonstration gewaltsam zu stoppen, daraufhin wurde für einige Sekunden ein Pulverfeuerlöscher als Verteidigung durch die Aktivist*innen eingesetzt. Wir konnten keine Schläge und Tritten aus den Reihen der Demonstration beobachten. Die Polizei dagegen prügelte auf die Menschen vor und hinter den Transparenten mit Schlagstöcken ein, wir konnten auch mehrere Schläge auf Kopfhöhe beobachten! Durch das brutale Vorgehen der Polizei wurden schwerste (Kopf-) Verletzungen auf Seiten der Aktivist*innen riskiert. Eine Person musste nach der Demo mit einer Gehirnerschütterung und Kieferprellung in ärztliche Behandlung.
Distanziert sich das OAPR von der Gewalt gegen Menschen? 
Tatsächliche Gewalt gegen Menschen ging am Samstag zunächst nur von den Polizeibeamt*innen aus und dieses Vorgehen ist aufs Schärfste zu verurteilen. Die Geschehnisse aus der Demonstration heraus würden wir als Reaktion auf die andauernden Grenzüberschreitungen der Rosenheimer Polizei einordnen.
Vom  Verfassungsschutz wird OAPR als besonders aggressiv gegen die AfD bezeichnet. Euer Hauptgegner? 
Für uns als Antifaschist*innen ist der Kampf gegen Rechts und somit die AfD als parlamentarischer Arm der radikalen Rechten natürlich eine unserer Hauptaufgaben. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, gegen jede Form der Unterdrückung zu kämpfen und möchten dabei helfen, eine solidarische Gesellschaft nach den Bedürfnissen aller Menschen aufzubauen. 
Dem Verfassungsschutz würden wir in Zukunft empfehlen, unsere Social Media-Beiträge genauer zu lesen. Als Beleg für unsere Aggresivität gegen die AfD wird ein Social Media Beitrag angeführt, in welchem wir laut Verfassungschutz dazu aufrufen, AfD-Politiker*innen aufs Maul zu geben. Im erwähnten Beitrag haben wir aber die Aussagen des Rosenheimer AfD-Politikers Andreas Kohlberger zitiert, der dazu aufrief Migrant*innen “aufs Maul” zu geben! 
Wer aber wie der AfD-Landtagsabgeordnete Andreas Winhart auf einer Parteiveranstaltung in Willing im Jahr 2018 erzählt, dass die Wahl der AfD die Chance bietet “die Soros Flotte mit den ganzen Rettungsboten im Mittelmeer zu versenken” – damit bedient er sehr direkt die in der extremen Rechten weit verbreitete Verschwörungserzählung des “Großen Austauschs” und einer “Jüdischen Weltverschwörung”, hat natürlich nichts weniger als unsere Feindschaft verdient.
Wir finden es unerträglich, dass diese Partei voller RassistInnen und AntisemitInnen sich mit ihrem Parteibüro einen Rückzugsraum in Rosenheim geschaffen hat!
Warum dient eigentlich immer wieder Rosenheim als Schauplatz der Demos? 
Wie in der vorherigen Antwort bereits deutlich gemacht, ist es für uns als Antifaschist*innen selbstverstädlich, gegen rechte Rückzugsräume oder andere rechte Aktivitäten zu intervenieren und gegen rechte und rassistische Positionen Stellung zu beziehen und auf die Straße zu gehen. Egal ob bei Protesten gegen das jährliche Nazi-Heldengedenken in Wunsiedel, Aktionen gegen die AfD in München oder eben hier in Rosenheim.
Zum Glück gibt es also auch in anderen Städten antifaschistischen Widerstand gegen ihre menschenfeindlichen Positionen.
Liegt das an eurer besonders guten Vernetzung? 
Was „Vernetzung“ betrifft: Die Demonstrationsfreiheit ist ein hohes demokratisches Gut, und wir freuen uns auch über alle Anifaschist*innen, die von außerhalb zur Demonstration gekommen sind, um uns zu unterstützen. Gerade in kleineren Städten und ländlichen Regionen fühlen sich rechte Akteur*innen viel zu oft wohl und erhoffen sich, dort weniger gestört zu werden – was ihnen leider auch allzu häufig gelingt.
Oder daran, dass die AfD in Rosenheim als besonders angriffswürdig eingeschätzt wird? 
Wir finden es wichtig, rechten Rückzugsräumen auch im bayerischen Hinterland offensiv und selbstbestimmt zu begegnen. Der AfD und dem Denken ihrer Parteivertreter*innen und Anhänger*innen sollte nicht nur in Rosenheim konsequent entgegengetreten werden, sondern überall und von allen demokratischen Kräften!